Jahr 1917 Winter mit 9 Meter Schnee und vielen Lawinenopfern. Der Minenkrieg dauert fort.
Jahr 1917 Winter mit 9 Meter Schnee und vielen Lawinenopfern. Der Minenkrieg dauert fort.
Die schematischen, gefühllosen Nachrichten über die Kampfhandlungen können keine Vorstellung über die Bajonettkämpfe vermitteln, über die Nächte der einsamen Wachposten in fast 3.000 m Höhe, im Winter bei minus 30°, von der Qual und der Angst in den Schützengräben unter dem Granatenhagel einer Bombadierung, von der unerträglichen Erwartung einer Minenexplosion unter der eigenen Höhle.
Wir können uns die Qualen des Hungers, der Kälte, der Lawinen, der Nässe, der Läuse, der Ruhr, der Transporte und Arbeitskommandos nicht vorstellen; gar nicht von den Verwundeten zu sprechen, die meist weit entfernt von den primitiven medizinischen Versorgungsposten, zuweilen ihrem Schicksal aufgrund der Unerreichbarkeit oder des nicht gesehen werdens überlassen waren; nicht wenige erlitten unvorstellbare Qualen auch über Tage hindurch bevor sie der Tod erlöste, dies berichten schauderhafte Erzählungen. Die Greuel der Verstümmelung oft durch eigene Soldaten erlitten, des unnützen Blutbades bei gescheiterten Angriffen, die Schuldgefühle nach Vernichtung der Aufständischen wenn auch unter Auftrag der Vorgesetzten, trieben besonders sensible italienische Offiziere oft zum Selbstmord.
Zahlreich waren die Fälle von Wahnsinn bei Soldaten mit eher labilem Charakter, nach Mann-an-Mann-Kämpfen oder einem aufreibenden Trommelfeuer, oder auch durch langandauernde Isolation. Dies bezeugen dramatische Beschreibungen von ehemaligen Frontkämpfern. Auch aus dem Verzeichnis der Todesursachen ist ersichtlich daß der Großteil nicht bei Kämpfen umkam, sondern durch erlittene Verletzungen, Erfrierungen, Lawinen, durch Erleiden von Krankheiten in den Schützengräben und Höhlen, durch das Elend usf..
Minenkrieg
In diesem Jahr gab es keine bedeutenden Kämpfe ausgenommen Minenexplosionen; die Flugzeuge störten nie ernsthaft die Dolomitenfront mit Bombardierungen.
Die gefestigten Fronten haben die Kommandos veranlaßt eine spezielle Angriffsform für gegnerische Stellungen zu entwickeln, die den Angriffen an der Oberfläche widerstehen konnten: Anbringen von Minen in tiefen Stollen. Der Feind antwortete mit einer Gegenmine die die entgegengesetzte im vorhinein zur Explosion brachte.
Diese Arbeit der Mineure war in den zahlreich notwenigen Stollen für die Aufstellung der Artillerie von Bedeutung. Die Schüsse lösten sich durch die Öffnungen entlang der Stollen und deren Verbindungsgänge.
14 Jänner: 2. Minenexplosion (österreichische) am Lagazuoi, 16 Tonnen Sprengstoff.
6. April: Die Vereinigten Staaten von Amerika treten in den Krieg ein.
22. Mai: 3. Minenexplosion (österreichische) am Lagazuoi ohne Resultat, 30 Tonnen Sprengstoff lassen 200.000 Kubikmeter Gestein abstürzen.
20. Juni: 4. Minenexplosion (italienische) am Lagazuoi, 33 Tonnen Sprengstoff jagen einen vorgelagerten Gipfel westlich der Felswand des Lagazuoi in die Luft und eliminieren einen lästigen österreichischen Vorposten, ohne jedoch einen entscheidenden Sieg zu erringen.
16. September: 5. Minenexplosion (österreichische), 4.000 kg Sprengstoff lassen 5.000 Kubikmeter Felsen in die Luft sprengen die auf den Felsrücken fallen und dann ins Tal stürzen.
24. Oktober: Rückzug von Caporetto.
28. Oktober: Befehl Cortina zu räumen.
5. November: Der letzte italienische Truppenteil verläßt Cortina. Am gleichen Tag marschieren die österreichischen Truppen in Ampezzo ein und werden mit Enthusiasmus empfangen. Mit ihnen kehren die Söhne, Männer, Väter, Brüder zurück die seit langem von zu Hause weg waren. Zur Freude derer die ihre Liebsten umarmen konnten gesellte sich der Schmerz derjenigen die vom Tod eines Angehörigen erfahren mußten oder ihn versehrt oder krank wiedersahen.
Mit den Österreichern kehrte in Ampezzo Not und Hunger ein. Alle Lebensmittel
waren rationiert und nur mit Lebensmittelkarten erhältlich. Handgranaten und andere von den Italienern hinterlassene Waffen brachten durch unsachgemässe Handhabung 3 Buben sowie einer alten Frau aus Zuèl den Tod. Die Eisenbahn Peaio-Zuèl wurde wieder instandgesetzt; es wurden provisorische Schienen auf der Straße verlegt um die Verbindung zwischen Toblach und Calalzo herzustellen.
Kommentare im Nachhinein
Die Ladiner und Tiroler Verteidiger waren zum Großteil Invalide, Alte und Kinder wie General Caputo den Angreifern mitteilte. Jedoch waren die Gebirgsbewohner ortskundig, an Felslandschaft, Temperaturen und Klima gewöhnt. Zum Teil waren sie geschickte Schützen und Jäger, miteinander vertraut und unter Leitung der von ihnen selbst ausgewählten Offizieren. Außerdem ist es leichter sich zu verteidigen als anzugreifen noch dazu wenn man auf Gipfeln in überlegener Position verschanzt ist. Die Italiener verfügten über wenige Alpenjäger, viele Einheiten bestanden aus Soldaten die aus der Ebene oder dem Süden stammten, die unter der Kälte litten und sich im Hochgebirge schlecht zurecht fanden. Auch fehlte ihnen die Motivation, sie verstanden nicht welchen Sinn es habe „blanke Felsen“ zu erobern.
Nach wiederholten blutigen Angriffen widersetzten sich viele vorzudringen da sie sich bewußt waren sich unnütz einem Gemetzel auszusetzen. In jedem Heer gab es Fälle von Meuterei und Wehrkraftzersetzung. Die Kommandos nützten die Unwissenheit der Soldaten, 90 % konnten weder schreiben noch lesen, während die Österreicher zu 90 % schreiben und lesen konnten.
Nach Meinung von Pieropan verursachte der 1. Weltkrieg insgesamt 8 Millionen Tote; die Kosten betrugen seinerzeit um die 186 Milliarden Dollar.
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