Österreich und Italien, untreue Verbündete
Im Jahr 1882 verbündet sich Italien mit Österreich und Deutschland als Kontraposition zum Dreibündnis von Grossbritannien, Frankreich und Russland (1907); dennoch trauen Österreich und Italien einander nicht aufgrund der Belastung durch vergangene Kriege und der ungelösten Gebietsfragen.
Die österreichischen Strategen erarbeiten Ende des 19. Jhdts. eine Verteidigungslinie entlang von strategisch wichtigen Gipfeln und Schluchten. Am Verlauf dieses Gürtels wurden die Befestigungen von Landro (1884), Plätzwiese (1890), Intrà i Sasc (Valparola, 1897), La Corte di Livinallongo (1899) errichtet. Die Wahl war so perfekt, daß die Verteidigungslinie der Gesamtdauer des folgenden Krieges standhielt. Am 24. Mai 1913, mit der Wiederaufnahme des Irredentismus, forderte und erhielt die geniale Führung von der Gemeinde Ampezzos 3.000 Quadratmeter Boden in Son Pòuses, Fanes und Gòtres um dort provisorische Verteidigungsarbeiten zu beginnen.
Auf italienischer Seite, von 1866 bis 1915 entwickelt sich ein strategisches Projekt, das zur Realisation eines Komplexes von uneinzunehmenden Festungen führte, einige davon über 2.000 m gelegen. Es wurden die vorteilhaften Verteidigungspositionen des Cadore: Monte Rite, Venàs, Pian dell’Antro, Col Vaccher, Monte Ricco, Castello, Col Vidal, Col Piccolo, Monte Tudaio befestigt.
1521 wurde im Vertrag von Worms Ampezzo als Grafschaft Tirols Österreich zugeteilt. Während 393 Jahren war Cortina Teil des Habsburgerreiches. Man lebte nach dem im Wappen festgehaltenen Wahlspruch“Modo vivo ac tuta quiesco” (Ich lebe sparsam und in Ruhe).
Der erste Weltkrieg war für die Ladiner und besonders für die Ampezzaner eine Katastrophe. Die Wehrsoldaten wurden nach Galizien (Polen-Ukraine) entsandt.
Der Ausbruch des Konfliktes
Als die große politische, ökonomische, militärische, kulturelle Spannung schon in der Luft lag, war der ausschlaggebende Funke der Europa in Flammen legte die Ermordung des Erbprinzen Franz Ferdinand von Habsburg und seiner Gemahlin in Sarajevo am 28. Juni 1914. Dem Ultimatum Österreichs an Serbien, dem das Delikt zugeschrieben wurde, antwortete der Zar Rußlands mit der Generalmobilisierung um Belgrad bei seiner Verteidigung zu Hilfe zu eilen, im Geist des Panslawismus. Durch diesen Rückhalt gestärkt, suchte Serbien Ausflüchte und so erklärte ihm die Donaumonarchie, ohne vorhergehende Abstimmung mit Italien, am 28. Juli 1914 den Krieg. Deutschland als Alliierte Österreichs stellten sich am 1. August gegen Rußland, am 3. August gegen Frankreich und besetzten Belgien. Also erklärte auch England am 4. August Deutschland den Krieg. Montenegro trat in den Konflikt an der Seite Serbiens am 5. August ein; am 6. erklärt Österreich Rußland den Krieg; am 11. stellte sich Frankreich gegen Österreich und am 12. August England; so entflammte unaufhaltsam der große Krieg. Diese verhängnisvolle Situation blockierte plötzlich auf tragische Weise die ökonomische Entwicklung in Ampezzo und seinen verlockenden Aufstieg zu einem vornehmen Ort in den Dolomiten.
28. Juni:
Ermordung des österreichischen Erzherzoges Franz-Ferdinand und seiner Frau.
28. Juli:
Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg.
31. Juli:
Verordnung eines Massenaufgebotes aller tauglichen Männer zwischen 20 und 42 Jahren.
Nach 4 Jahrhunderten Zugehörigkeit zu Tirol waren die Ampezzaner treue und loyale Untergebene Österreichs. Abgesehen von seltenen Ausnahmen gab es keine Wehrdienstverweigerer oder Deserteure. Man dachte an einen kurzen und nicht gegen Österreich gerichteten Krieg. Mit schwerem Herzen sahen Mütter, Bräute, Kinder am 1. August wie sich ihre Lieben an die Ostfront begaben, viele von ihnen kehrten nicht mehr zurück.
1. August:
Deutschland erklärt Rußland den Krieg. Die Ampezzaner werden nach einer kurzenAusbildung in San Candido-Innichen dem österreichisch-ungarischen XIV. Armeekorps “Edelweiß” angegliedert und an die russische Front verbracht.
Die Reise über ca. 1.000 km erfolgte in Viehtransportwagen, dauerte eine Woche und endete in einer dem Dolomitengebiet sehr verschiedenen Gegend mit polnischer Bevölkerung. Die Tiroler fühlten sich, auch aufgrund der Unverständlichkeit der Sprache, völlig verloren.
2.August:
Bei Ausbruch des Konfliktes waren General Cadorna und Außenminister Sonnino für eine Intervention gemeinsam mit Österreich da Italien Mitglied der Dreierallianz war. Der slavenfreundliche, mit einer montenegrinischen Prinzessin verheiratete König lehnte sich jedoch dagegen auf: Die Regierung erklärte ihre Neutralität “aus heiligem Egoismus” und löste dadurch in Wiener und Berliner Militärkreisen eine Welle der Entrüstung aus. Die Italiener wurden des Vertragsbruches beschuldigt.
3. August:
Deutschland erklärt Frankreich den Krieg und besetzt das neutrale Belgien.
4. August:
England erklärt Deutschland den Krieg.
6. August:
Österreich erklärt Rußland den Krieg.
11. August:
Österreich besetzt Serbien.
19. – 25. August:
Die Ampezzaner Kaiserjäger fahren von Toblach Richtung Lubien Welche, in der Nähe von Leopoli, Galizien.
27. August:
Die Feuertaufe erfolgt bei L’vov (Lemberg-Lviv-Leopoli) und es gab sofort gewaltige Verluste.
29. – 31. August:
Kämpfe in Leopoli. Österreichischer Rückzug Richtung Grodek.
Die Österreicher rückten in geschlossener Front mit auffälligen Uniformen und der Taktik des 19. Jhdts. vor, während die Russen schon in Tarnung und verstreuter Anordnung Stellung bezogen.. In der Landschaft Galiziens und Bucovina gab es schwere Niederlagen; zwei Vorstößen der Österreicher folgten zwei Rückzüge, der zweite war noch schlimmer als der erste mit dem fast totalen Verlust der beiden Gebiete vor dem Vormarsch der Russen.
5. September:
Das III. Kaiserjägerbataillon der Ampezzaner ist in der Schlacht von Leopoli eingesetzt. Die Stadt ist von den Russen besetzt.
7. September:
Schlacht in Grodek.
12. September:
Die Österreicher ziehen sich gegen Gorlice zurück.
3.Oktober:
Schlacht bei Przemysl, in Galizien: Beginn der Belagerung, die österreichisch-ungarischen Truppen halten 5 Monate durch. Im Dezember langen die Russen in Krakau ein.
31. Oktober:
Das ottomanische Reich der Türkei tritt an der Seite Deutschlands und Österreichs, der zentralen Reiche, in den Krieg ein.
Im Jahr 1914 fallen 15 Ampezzaner. Es gibt zahlreiche Verletzte.
Verletzte Ampezzaner von der Front Galiziens im Krankenhaus von Cortina
2020 Ⓒ Museo della Grande Guerra "Tre Sassi" Cortina d'Ampezzo